Domenico Scarlatti

 

Die späten Sonaten

Alle Elemente in Scarlattis Musik, die bisher die Revue passiert haben, vereinigen sich in Scarlattis Spätstil zu einer Symbiose absoluter Musik. Es war nicht einfach, um eine Sonate zu wählen, die repräsentativ für die späte Periode ist. Letztendlich fiel die Wahl auf dieSonate K405, weil diese Sonate alle spezifischen Elemente, die für Scarlattis Musik typisch sind, in sich vereinigt. Zuerst jedoch sei noch auf eine andere Sonate hingewiesen, die in die Zukunft sieht:

Sonate K466   

(Zur Partitur)


- beinahe ein Chopin-Nocturne! Jedenfalls ein Vorläufer, eine Vorahnung der Romantik. Es wird von der Musiktheorie und einigen Biographen behauptet, dass der irische Komponist John Field der Schöpfer des Nocturnes gewesen sei und dass Chopin ihn aufgrund seines Genies weit übertroffen hat. Diese Sonate beweist, dass Scarlatti diese Ehre zukommt und dass Scarlatti John Field schon prophylaktisch weit übertroffen hat.

Jetzt folgt die

Sonate K405: 

(Zur Partitur)

K405 Seite 1

K405 Seite 2

K405 Seite 3

K405 Seite 4

In Takt 22 beginnt eine siebentaktige Sequenz, die schon weitgehend moduliert, und zwar über E-Dur, Fis-Dur, gis-moll, A-Dur, H-Dur, cis-moll, und A-Dur. Die Meisterschaft Scarlattis besteht auch darin, dass die folgenden Perioden um jeweils einen Takt verkürzt sind. Ab Takt 29 sechs Takte, ab Takt 35 fünf Takte, ab Takt 40 vier Takte und dann der obligatorische Schlusstakt. Im zweiten Teil der Sonate gibt es vielleicht die weitestgehenden Modulationen, die Scarlatti jemals geschrieben hat. Die am meisten entfernte Tonart der Grundtonart A-Dur, nämlich Es-Dur, bildet in den Takten 68 und 69 einen Ruhepunkt. Die geniale Art, wie dieses Es-Dur erreicht wurde, ist ein Kapitel für sich. über e-moll, h-moll und a-moll wird die Tonart G erreicht. Dort setzt die spanische Zigeunertonleiter ein. Diese gehört, tonal gesehen, zu c-moll. Die parallele Tonart ist Es-Dur, die durch die unerwartet auftauchende Dominante auf B erreicht wird. Ebenso einfach wie genial ist die Modulation, die zur Grundtonart A-Dur zurückführt. über g-moll, d-moll und a-moll, das in A-Dur umgeformt wird, ist das Problem auf eleganteste Art gelöst. Die genannten Tonarten erscheinen nicht in der Tonikaform, sondern alles läuft über deren Dominanten. So bleibt eine harmonische Spannung erhalten, die erst in A-Dur gelöst wird. Scarlatti ist für seine Zeit durch solche musikalische Prozeduren der Revolutionär. ähnliche Strukturen sind bei seinen Zeitgenossen Bach und sicher bei Händel nicht zu finden.

 

zurück